Donnerstag, 21. Januar 2016

Hallo aus der Heimat!

Hallo meine Lieben,

sicher fragt ihr euch jetzt, weshalb ich ein halbes Jahr nach meiner Heimkehr noch einen Blogeintrag verfasse. Aber: keine Angst, ich bin immer noch in Deutschland... und habe auch erst einmal nicht vor, die Heimat wieder für eine längere Zeit zu verlassen. 

Der Grund für meinen Eintrag ist folgender: Ich war und bin absolut überrascht von der positiven Resonanz und Leserzahl meiner Beiträge. Nie im Leben hätte ich davon geträumt, dass auch nur annährend so viele von euch meinen Blog gelesen - und gemocht haben! Wow!
Jetzt habe ich mir gedacht,  dass ich meinen Blog noch ein letztes Mal als Plattform nutze, um allgemein Fragen zu beantworten, die mir seit meiner Rückkehr sehr häufig gestellt wurden:


Hast du dich wieder gut eingelebt?

Das ist eine Frage, die mir besonders am Anfang (aber jetzt immer noch) sehr, sehr häufig gestellt wurde. Ich muss dazu sagen, ich habe auch von vielen ehemaligen Austauschschülern gehört, dass sie anfangs ein bisschen Zeit brauchten, um sich einzuleben und sich wieder an ihr altes Leben zu gewöhnen. Ich glaube, diese Phase habe ich übersprungen. Als ich in Deutschland ankam, hatte ich das Gefühl, nie weg gewesen zu sein. Ich erinnere mich an unsere Flughafen-Geschichte als wäre es gestern gewesen. Am Tag meiner Rückkehr hatte ich davon ab auch gar keine Zeit, um ausgelaugt und müde zu sein... Denn es wurde gefeiert, gefeiert und gefeiert. Vom Jet-Lag war deshalb auch keine Spur, weil ich durch die ganze Feierei im Endeffekt 44 Stunden (oder waren es 46? Kerstin, wir hatten das doch ausgerechnet..? :) am Stück wach war. Am nächsten Morgen, da erinnere ich mich auch noch sehr gut dran, war ich wie versessen darauf, in die Schule zu meinen Theaterleuten zu fahren. Ich weiß noch, wie meine Mama mir den Vogel gezeigt hat und meinte, ich soll ausschlafen - aber ich hab darauf bestanden: Und wurde dort genauso herzlich wilkommen gehießen wie am Tag zuvor von meiner Famile und meinen Freunden.
 
 Wie wars denn eigentlich?

Das ist wohl die schwierigste Frage, die mir gestellt wurde/wird. Denn es geht hier um keinen Tagestrip oder Urlaub - sondern ein ganzes Jahr. Und gerade mein Auslandsjahr war wohl das bisher unberechenbarste und aufregendste Jahr in meinem Leben. Bei all der Aufregung gab es mehr als ein ''hohe Hoch'' bzw. ''tiefes Tief'', weswegen ich es auch jetzt immer noch ungemein schwer finde, auf diese Frage eine gerechtfertigte Antwort zu finden.
''Life is a roller coaster, you just gotta ride it'' - wie Ronan Keating mal gesungen hat, trifft den Nagel auf den Kopf. Erst fährt man ganz langsam immer höher und höher nach oben, bei jedem Meter werden die  Beine zittriger, man hat ein ganz seltsames Gefühl im Bauch und will bloß nicht nach unten schauen - dann kippt man und stürzt sich kopfüber nach unten, Adrenalin im ganzen Körper. Es geht auf und ab und wenn die Achterbahnfahrt vorbei ist, war es doch einfach nur der absolute Wahnsinn und man würde am liebsten nochmal drauf!
 
Bist du froh, dass du wieder daheim bist?

Ja, ja, ja! Natürlich bin ich froh, wieder zuhause zu sein und Zeit mit meiner Famile und meinen Freunden verbringen zu können. Nur, weil man mal ein Jahr lang weg wahr, heißt das noch lange nicht, dass man mal eben alles vergisst, was vorher war. 

 Vermisst du Amerika eigentlich?

Absolut! Genauso froh wie ich bin, wieder zuhause zu sein, vermisse ich mein ''altes neues Leben'' und vor allem die Freundschaften, die ich dort schließen konnte. Amerika ist genauso liebenswert wie Deutschland und die Dinge, die ich vermisse, sind meist sehr banale Kleinigkeiten... wie zum Beispiel Komplimente. Klar, die gibts hier in Deutschland auch, aber in Amerika war es nicht ''merkwürdig'', wenn dir in der Schule auf dem Gang jemand, den du eigentlich nicht wirklich kennst ''Hey, I like your pants!'' oder ''You got really pretty eyes'' sagt. Allgemein die amerikanische Offenheit, wir Deutsche sind da eher reserviert.


Wie sah das mit Heimweh aus? Hast du Tipps gegen Heimweh?

Da gab es Tage, an denen ich mehr - und es gab Tage, an denen ich weniger Heimweh hatte. Am Anfang war alles neu und interessant, doch irgendwann kehrt auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten der Alltag ein. Da fragt man sich schon mal, was machen die wohl gerade in Deutschland oder denkt sich, wie gerne würde ich jetzt mit denen zum Albi ein Spaghetti-Eis essen gehen, aber auch diese Phase geht vorbei. Was mir dabei geholfen hatte, war ein ''vollgepackter'' Alltag; durch Sport und Verabredungen mit meinen amerikanischen Freunden hatte ich teilweise überhaupt keine Zeit, Heimweh zu haben. Gegen Mitte-Ende meines Jahres war ich auch so sehr integriert, dass mir immer mehr bewusst wurde, dass ich mein amerikanisches Leben, das ich mir sehr mühsam aufgebaut habe, bald verlassen muss. Da war von Heimweh kaum mehr die Rede. Aber generell denke ich, dass man sich der Sache schon bewusst sein sollte und muss... bevor man sich auf ein Jahr im Ausland einlässt. Dass es wohl kein Zuckerschlecken werden wird und ich mein Zuhause vermissen werde (und, ganz wichtig: vermissen darf!) war mir eigentlich schon im Vorfeld klar. Aber als offener Mensch meistert man auch diese Hürden.

 Hast du wirklich keinen Alkohol getrunken?

Nein, wirklich nicht. Das Risiko, erwischt zu werden und meine Stipendiengelder in den Sand zu setzen war mir einfach zu groß. Partys, von denen ich wusste, dass dort getrunken wird, habe ich bewusst gemieden. Meine Freunde waren da auch sehr verständnisvoll - und ob ihrs glaubt oder nicht, auch ich kann ohne Alkohol Spaß haben ;-)

Rennen die da wirklich alle mit Waffen rum?

Auch auf diese Frage ein ganz klares Nein, zumindest, was den Norden von Virginia angeht. Weder in Virginia, noch in den anderen Bundesstaaten, die ich besucht habe, kann ich mich daran erinnern, jemanden mit offen getragener Waffe gesehen zu haben. Außer vielleicht Polizisten oder so, aber um die geht es hier ja nicht.

Hättest du im Vorfeld gewusst, wie es gewesen ist, würdest du es wieder machen?

Würde ich, auf alle Fälle! Das sind Erfahrungen, die mir keiner mehr nehmen kann. Mein Auslandsjahr hat mein Leben und auch meine Persönlichkeit in vielerlei Hinsicht bereichert.


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