Samstag, 13. September 2014

Schulalltag, Kirche und sonstiges

Einen wunderschönen guten Tag an alle, die das hier lesen!

Nachdem ich eben mit meinen Eltern, meiner Godi und meinem Onkel geskyped hab, wurde mir mehr oder weniger bewusst (gemacht), dass der nächste Blogeintrag so langsam fällig ist! An der Stelle möchte ich mich auch entschuldigen, mich länger nicht gemeldet zu haben, aber ich hab hier momentan so viel um die Ohren, dass ich leider gar nicht die Zeit dazu gefunden habe.

Die Schule hat nämlich unter anderem angefangen! Und ich muss sagen, das Schulsystem der Amerikaner ist wirklich komplett anders als unseres. Der Unterricht fängt hier um 7:20 an, was meines Erachtens zwar viel zu früh ist, aber daran kann ich ja leider Gottes nichts ändern. Ich habe  insgesamt 7 Fächer gewählt, P1, meine erste Unterrichtsstunde, also AICE Psychology, habe ich jeden Tag. Die erste Schulstunde ist 60 Minuten lang, geht also von 7:20 bis 8:20. Danach habe ich
Mein Stundenplan
Blockunterricht, der aber von Tag zu Tag wieder verschieden ist. An ''blauen Tagen'' habe ich Psychologie, Amerikanische Geschichte, Photobook Journalism und Fotografie; an den ''weißen Tagen'' Psychologie, Ozeanografie, Geometrie und Amerikanische Literatur. Alle Perioden - außer die erste - dauern 90 Minuten, was sich allerdings schlimmer anhört, als es eigentlich ist. Die Schule hier ist wirklich toll, alle sind total motiviert und ich mag meine Fächerkombi wirklich gerne. Jeden Morgen, noch vor dem eigentlichen Unterrichtsbeginn, tönt ''Good morning panthers, please stand up for the pledge of the allegiance'' aus allen Lautsprechern. Das bedeutet, dass alle Schüler und unsere Lehrerin aufstehen, die Hand aufs Herz legen und sich zur amerikanischen Flagge wenden. 'I pledge Allegiance to the flag of the United States of America and to the Republic for which it stands, one nation, under God, indivisible,with Liberty and Justice for all.'  Danach folgen eine Schweigeminute und die Morning Announcements: Alles, was für den Schultag oder die nächsten Tage relevant sein könnte, wird hier erwähnt. Hat also zum Beispiel ein Sportteam ein Spiel, werden Schüler und Lehrer dazu augefordert das Team - und somit auch die Schule - zu unterstützen. Simple Dinge, die einfach den unglaublichen Schulgeist hier untermauern, was mich immer wieder aufs neue beeindruckt.
Bis 2 Uhr heißt es anschließend Schulbank drücken, was aber nicht bedeutet, dass ich danach nach Hause gehen kann - im Gegenteil! Ich muss mich sogar ziemlich beeilen, schnell in meine Sportklamotten schlüpfen und dann zur Sporthalle mit den anderen Mädels das Volleyballnetz aufbauen. Jeden Tag, von 2:30 bis 5, heißt es nämlich Training! Die nehmen hier den Sport ziemlich Ernst, auch wenn man das eher nicht so glauben mag, aber an der Stelle stimmen die ganzen Vorurteile wirklich nicht. Nächste Woche haben wir wieder drei Spiele, Montag, Dienstag und
 Mein Volleyballpulli :-)
Donnerstag, da freu ich mich schon drauf. Das ganze Team hat übrigens Pullis bekommen, mit dem Schullogo und allem. Auf der Rückseite ist die Trikotnummer und der Name der einzelnen Spieler, auf dem Ärmel steht ''Blue Blood'' - da blau mehr oder weniger die Farbe meiner Schule ist. Die Pullis ziehen wir bei Heimspielen morgens in der Schule an, um zu zeigen, dass wir zum Team gehören und stolz darauf sind. Wenn die Spiele in einer anderen Schule sind, kommen alle im Kleid zur Schule, mit gemachten Haaren und Make Up - als würde man irgendwo schick hin essen gehen. Der Sinn dahinter ist, sich und die eigene Schule auswärts ''gut'' zu präsentieren. Fand ich am Anfang etwas merkwürdig, aber eigentlich ist die Idee ja ganz niedlich. Das machen auch alle Sportteams, also nicht nur wir.
Potomac Sporthalle beim Aufbau vor dem Volleyballspiel

Ansonsten läuft es in der Schule super, ich habe gute Noten und kenne Leute in allen meinen Klassen. Emily, die ein Jahr älter als ich ist, hat mich gefragt, ob ich nächste Woche mit ihr zu nem Baseball Spiel gehen möchte - was ich natürlich mit einem Ja beantwortet habe. Ich hab zwar keinen blassen Schimmer von Baseball, aber ich denke, dass wir trotzdem Spaß haben werden! Auch, wenn sie mir da vielleicht ein oder zwei Regeln erklären muss.

Ansonsten war auch an den Wochenenden immer etwas los, letzten Samstag waren wir bei Louise, meinem Local Coordinator, zu einem Austauschschüler-Kennenlern-Treffen. Wir wurden darum gebeten, alle ein Gericht aus unserem Heimatland mitzubringen. Die Möhrensalat vom Geli war ein echter Hit, aber ich kenne auch fast niemanden, der die nicht mag - und ich hab sie ohne Maggi hinbekommen! Die anderen waren aus allen möglichen Ländern, wie zum Beispiel Spanien, Pakistan, Indien oder China. Es war auch mal ganz nett, sich mit anderen auszutauschen, die das gleiche erleben wie man selbst. Das Treffen war ein wirklich gelungener Abend, auch wenn ich beim Billiard spielen kläglich gescheitert bin.

Die Schule ist wirklich so, wie man sie sich im Film vorstellt. Blaue Schließfächer entlang der ganzen Hallway, schwarze Panther, wohin man guckt. Am Donnerstag war Back-to-School-Night, was eigentlich eine Veranstaltung für Eltern ist, um die LehrerInnen ihrer Kinder kennenzulernen. Da ich ja Photobook Journalism als Fach gewählt habe, also im Prinzip ''Jahrbuch gestalten'', haben wir dort die ersten Jahrbücher verkauft - oder besser gesagt kleine Scheine, mit denen man am Ende vom Jahr eins bekommt. Mein Job war aber nicht das Verkaufen, sondern Fotos schießen. Von den Cheerleadern, der Marchingband oder von Eltern, die ahnungslos durch die Schule irren und verzweifelt die nächsten Klassenräume suchen. Gut zu wissen, dass ich nicht die einzige bin, die in dieser riesen Schule die Orientierung vertlier! Als dann der Unterhaltungsteil vorbei war, sollte ich Bilder von den Eltern und Lehrern in den jeweiligen Klassen machen, was eigentlich auch ganz lustig war.

Wer die Überschrift gelesen hat, kann sich denken, was jetzt kommt: die Kirche!
Ich bin ja wirklich kein gläubiger Mensch, ich gehe in Deutschland vielleicht an Ostern und Weihnachten zur Kirche, aber das kann man wirklich nicht mit der Kirche hier verglecihen. Ich kam mir ein bisschen vor wie in Sister Act, wenn ich ehrlich bin. Die Messe bestand mehr oder weniger aus Gospelchor, Band und Tanz. Vorher gabs kostenlose Donuts, Bagels, Brötchen und Muffins. Alles war viel weniger formell und weitaus lebendiger gestaltet, als ich es bisher kannte. Morgen, also am Sonntag, veranstaltet die Kirche ein großes Picknick, um den Herbst zu begrüßen und den Sommer zu verabschieden. Da meine Gastmutter katholisch und religiös ist, werden wir dorthin gehen. Ich bin schon gespannt und werde in meinem nächsten Blogeintrag hoffentlich davon berichten, falls ich es nicht vergesse!


Euch allen ein schönes Wochenende, ich hoffe, ihr erfriert nicht im kalten Deutschland.

Und ganz liebe Grüße zurück an alle, die meiner Mama gesagt haben, sie soll liebe Grüße ausrichten! Ich hab mich sehr darüber gefreut, ich hoffe, ihr lasst die Kirche im Dorf :-)

PS Ich bin etwa zwischen Quantico und Washington.